Das Krüppelwalmdach erklärt
Erfahren Sie hier mehrDefinition: Was ist ein Krüppelwalmdach?
Ein Krüppelwalmdach, auch als Schopfwalmdach bekannt, ist eine Dachform, die Elemente des Sattel- und Walmdachs kombiniert. Charakteristisch ist, dass die Giebelseiten nicht vollständig, sondern nur im oberen Bereich abgeschrägt sind. Dadurch entsteht ein verkürzter Walm am Giebel. Der untere Teil des Giebels bleibt als vertikale Wandfläche erhalten, was den Einbau von Giebelfenstern und die Nutzung des Dachraums erleichtert. Diese Konstruktion bietet zudem eine hervorragende Windstabilität.

Der Unterschied zwischen Schopfwalmdach und Krüppelwalmdach
Der Name "Schopfwalmdach" stammt vom "Schopf", was in diesem Zusammenhang einen gekürzten oder abgeschnittenen oberen Teil bezeichnet. Er bezieht sich darauf, dass der Giebel des Daches im oberen Bereich schräg abgewalmt ist und so aussieht, als wäre er "geschöpft" oder "gestutzt" worden. Schopfwalmdach und Krüppelwalmdach sind exakt die gleiche Dachform, wobei "Krüppelwalmdach" oft als der gängigere Fachbegriff verwendet wird.
Sonderformen
Obwohl das Krüppelwalmdach eine spezifische Form ist, gibt es innerhalb dieses Typs regionale oder konstruktive Sonderformen und Nuancen. Diese Varianten beeinflussen subtil das Erscheinungsbild oder die Funktionalität:
Eine bekannte Sonderform ist das Fußwalmdach. Hier beginnt der Walm – also die Abschrägung – nicht am First, sondern erst auf Höhe der Traufe oder etwas darüber. Das bedeutet, der Giebel ist im oberen Bereich vollständig ausgebildet, während nur der untere Teil abgewalmt ist. Dies kehrt die typische Anordnung des Krüppelwalmdachs um, bei dem der obere Giebelteil abgeschrägt ist.
Der Niedersachsengiebel ist eine weitere regionale Ausprägung des Krüppelwalmdachs. Bei dieser Variante setzt der Walm weder direkt am First an noch endet er auf Traufhöhe. Stattdessen befindet sich der Walm auf einer beliebigen Höhe innerhalb des Giebels, sodass sowohl über als auch unter dem Walm ein Stück Giebelwand sichtbar bleibt. Dies führt zu einer charakteristischen und oft sehr ästhetischen Gliederung des Giebels.
Manchmal spricht man auch von verschieden starken "Krüppelwalmen", je nachdem, wie kurz oder lang der abgewalmte Bereich ist und wie steil oder flach die Walmflächen geneigt sind. Diese Variationen sind oft durch lokale Bautraditionen, klimatische Bedingungen oder einfach den ästhetischen Vorlieben des Bauherrn geprägt und verleihen dem Krüppelwalmdach eine bemerkenswerte Vielfalt.
Geschichte und Entstehung des Krüppelwalmdach
Das Krüppelwalmdach, auch als Schopfwalmdach bekannt, ist keine neue Erfindung, sondern das Ergebnis jahrhundertelanger baulicher Entwicklung. Seine Ursprünge reichen mindestens ins europäische Mittelalter zurück, wo es sich als Weiterentwicklung des reinen Walmdachs etablierte.
Typisch ist, dass die Giebelseiten nicht vollständig, sondern nur im oberen Bereich abgeschrägt sind. Dadurch entsteht ein "verkürzter Walm" am Giebel, welcher der Dachform ihren Namen gab. Der untere Giebelbereich bleibt vertikal.
Diese Konstruktion bot den Wetterschutz des Walmdachs und ermöglichte gleichzeitig Fenster und mehr Raum im Dachgeschoss. Das Krüppelwalmdach ist über weite Teile Europas verbreitet, besonders in ländlichen und traditionellen Bauweisen. Namen wie "Niedersachsengiebel" oder seine Präsenz in den Alpen zeugen von seiner langen Historie und Anpassungsfähigkeit an verschiedene Regionen.
Krüppelwalmdach Konstruktion
Die Errichtung eines Krüppelwalmdachs erfordert präzises Handwerk im Bereich des Zimmermanns, da es verschiedene geneigte Flächen harmonisch miteinander verbindet. Im Kern besteht die Konstruktion aus einem First, den Gratsparren, die von den Giebelecken zum First laufen, und den Kehlsparren, die die innere Ecke bei L-förmigen Gebäuden bilden können. Hinzu kommen die Ortgänge an den Giebelseiten und die Traufen an den langen Seiten des Gebäudes.
Der wesentliche Unterschied zur reinen Walmdach- oder Satteldachkonstruktion liegt in der Ausbildung des Giebelbereichs. Hier werden die Giebelsparren nicht über die gesamte Höhe des Giebels bis zur Traufe geführt. Stattdessen enden sie auf einer bestimmten Höhe und bilden den Ansatzpunkt für die kürzeren Walmsparren, die von dort aus schräg zum Ortgang der Giebelseite verlaufen. Dieser "Knick" im Giebelbereich ist charakteristisch.
Die Dacheindeckung folgt den gleichen Prinzipien wie bei anderen Dachformen und kann mit verschiedenen Materialien wie Ziegeln, Schiefer oder Metall erfolgen. Die Unterkonstruktion aus Latten und Konterlatten gewährleistet die Belüftung und Befestigung der Eindeckung. Durch die komplexere Geometrie sind präzise Detailplanungen für die Anschlüsse an den Übergängen der Walmflächen zum Giebel erforderlich, um Wasserdichtigkeit und Stabilität zu gewährleisten.
Krüppelwalmdach: Vorteile
- Hohe Windstabilität: Bietet weniger Angriffsfläche für Wind als ein reines Satteldach, besonders in exponierten Lagen.
- Witterungsschutz: Die abgeschrägten Giebelseiten schützen die Fassade besser vor Regen und Schnee.
- Mehr nutzbarer Raum im Dachgeschoss: Ermöglicht durch den senkrechten Giebelbereich im Vergleich zum Satteldach.
- Giebelfenster möglich: Der verbleibende vertikale Giebelabschnitt erlaubt den Einbau von Fenstern für Licht und Belüftung.
- Ästhetische Vielfalt: Bietet eine interessante und oft als harmonisch empfundene Optik zwischen Sattel- und Walmdach.
- Regionale Anpassung: Passt sich gut in traditionelle Baustile vieler Regionen ein.
- Geringerer Wartungsaufwand am Giebel: Der verkürzte Giebelbereich ist weniger exponiert als bei einem vollen Giebel.
Krüppelwalmdach: Nachteile
- Höhere Baukosten: Die komplexere Dachform mit mehr Graten und Kehlen erfordert aufwendigere Zimmererarbeiten und mehr Material als ein einfaches Satteldach.
- Komplexere Planung: Die detaillierte Planung der verschiedenen Dachflächen und Übergänge ist anspruchsvoller.
- Anfälliger für Undichtigkeiten: Die größere Anzahl an Dachflächen und First- bzw. Gratanschlüssen erhöht potenziell das Risiko von Undichtigkeiten, wenn die Ausführung nicht makellos ist.
- Dachausbau eventuell eingeschränkt: Obwohl es mehr Raum als ein Vollwalmdach bietet, kann der Raum im Dachgeschoss aufgrund der Schrägen an den Giebelseiten im Vergleich zu einem Satteldach mit vollem Giebel immer noch eingeschränkt sein.
- Anspruchsvollere Instandhaltung: Die Wartung und Reparatur der komplexeren Dachstruktur kann aufwendiger sein als bei einfacheren Dachformen.
- Schwierigere Dachentwässerung: Die komplexe Geometrie kann eine sorgfältigere Planung der Dachentwässerung erfordern, um Wasseransammlungen zu vermeiden
Häufige Fragen zum Krüppelwalmdach
Was ist ein Krüppelwalmdach und was sind die Unterschiede zum Walmdach?
Ein Krüppelwalmdach ist eine Dachform, bei der die Giebelseiten nur teilweise abgewalmt sind, was zu kürzeren Walmflächen führt. Im Gegensatz zum Walmdach, das vollständig geneigte Dachflächen auf allen vier Seiten hat, kombiniert das Krüppelwalmdach Giebel- und Walmelemente, was eine charakteristische, gestufte Optik erzeugt.
Welche Neigung sollte ein Krüppelwalmdach haben?
Die Neigung eines Krüppelwalmdachs variiert je nach architektonischem Stil und regionalen Bauvorschriften. Typischerweise liegt sie zwischen 30 und 45 Grad, um eine optimale Wasserableitung und Stabilität zu gewährleisten. Bei der Planung sollte man jedoch immer die spezifischen Anforderungen des Bauprojekts und die klimatischen Bedingungen berücksichtigen.
Wie lange hält ein Krüppelwalmdach?
Ein Krüppelwalmdach hält in der Regel 40 bis 100 Jahre, abhängig von Material, Bauqualität und Wartung. Mit regelmäßiger Pflege kann die Lebensdauer deutlich verlängert werden